AngioAccel 2020: Pulsierende Beinmanschetten gegen schwerwiegende Herz- und Gefäßerkrankungen

Die periphere Verschlusskrankheit (pAVK) ist eine Hauptursache für Beinamputationen (87% der Fälle), endet oft tödlich und betrifft weltweit über 200 Millionen Menschen. Diese Fakten, sowie die belastende Therapie machen neue Behandlungsansätze notwendig.

Neue Herzhose soll Risiko für Herzinfakte reduzieren (Meldung 01.03.2018)
© Medizinische Hochschule Brandenburg

Univ.-Prof. Ivo Buschmann und Dr. Philipp Hillmeister von der Medizinischen Hochschule Brandenburg ist es im Rahmen des VIP+ geförderten Projekts „AngioAccel“ gelungen, ein neuartiges, nicht-invasives Therapiekonzept für die Behandlung der pAVK erfolgreich zu validieren.

Das innovative Konzept aus Brandenburg basiert auf EKG gesteuerten Beinmanschetten. Ausgehend vom etablierten Prinzip der Herzhose (https://herzhose.de/) wurde das Antepuls-Verfahren aufgesetzt. Die Behandlung erhöht den Blutfluss in die Beine und stimuliert die Bildung von kollateralen, biologischen Bypässen. Die im Rahmen der Validierung durchgeführten Therapieversuche waren äußerst erfolgreich, die Gehstrecke von pAVK-Patienten konnte um 200 – 500% gesteigert werden und führte zu einer signifikanten Verbesserung der Mobilität von pAVK Patienten. Für die Betroffenen bedeuten diese Ergebnisse einen deutlichen Gewinn an Lebensqualität und sind gleichzeitig die Voraussetzung für weitere Therapien. Diese positiven Resultate sollen nun in einer größeren klinischen Studie verifiziert werden.

Die Ausgründung der Antepuls GmbH (www.antepuls.com) wurde im März 2020 in Planung genommen und in mehreren Etappen nach Ablauf der VIP+ Förderphase realisiert. Der Antepuls Firmensitz ist in Berlin.  Das Gründerteam aus Prof. Buschmann, Dr. Hillmeister hat sich mit Prof. Peter Bramlage vom Institut für Pharmakologie und Präventive Medizin (IPPmed GmbH) und Geschäftsführer Kai Ollrogge noch zwei „Schwergewichte“ mit unternehmerischen Qualitäten gesucht, die auch bei  der Einwerbung von Drittmitteln und der Suche nach Investoren unterstützen. Das aktuelle Ziel der Antepuls GmbH ist die Durchführung der klinischen Zulassungsstudie in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Brandenburg. So soll der „AngioAccel“ Antepuls-Prototyp zertifiziert werden, um die Behandlung einer breiten Patientengruppe zugänglich zu machen.

Mit der Therapie von pAVK-Patienten ist das Potenzial der neuen Technik allerdings noch nicht ausgeschöpft. Behandlungsoptionen von zusätzlichen Indikationen werden validiert und weitere Partner für die Behandlung der durch Durchblutungsstörungen hervorgerufenen gefährlichen „Ulcus Cruris“ Wunden und dem diabetischen Fuß-Syndrom gesucht. Der Erfolg weckt das Interesse weiterer Anwendergruppen. Unter anderem ist ein Projekt mit der Raumfahrtforschung geplant, um die Wirkung der Antepulsation als passives Gefäß-Training für die bemannte Raumfahrt zu validieren.

Weitere Informationen

Projektsteckbrief Angio Accel