Radiowellen im Bauwesen

Jeder, der schon einmal Wasser im Keller gehabt hat, weiß: Wasserschäden in Gebäuden sind eine aufwändige und langwierige Angelegenheit. Mit Luftentfeuchtern oder Wärmeplatten kann es Wochen oder sogar Monate dauern, bis die Wände wieder trocken sind. Und wenn nicht schnell und gründlich genug gehandelt wird, ist anschließender Schimmelbefall nicht selten.

Dies ist nur eines von vielen Problemen im Bauwesen, dem sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung - UFZ und der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig (HTWK) angenommen haben. Ihre Idee: Radiowellen nutzen. Denn elektromagnetische Radiowellen können Materialien in kurzer Zeit von innen heraus erhitzen und versprechen eine schnelle und effiziente Möglichkeit zur Abhilfe nicht nur bei Feuchteproblemen.

Radiowellen haben aber gegenüber anderen Methoden zur direkten Erwärmung mit Mikrowellen auch noch einen anderen entscheidenden Vorteil: Sie können nicht nur feuchte, sondern auch trockene Materialien erhitzen. Und das wird interessant, wenn es z. B. darum geht, alte Bauwerke von Schimmel oder Holzschädlingen zu befreien. Ohne der Bausubstanz schadende Chemie einsetzen zu müssen, können Mauern oder Holzbalken soweit erhitzt werden, dass Schimmelpilze und Schädlinge absterben.

Um diese Verfahren in der Praxis testen zu können, benötigte die Forschung einerseits weitere Erkenntnisse zum Wirkmechanismus der Radiowellen in verschiedenen Systemen, andererseits aber auch Partner und konkrete Einsatzorte. Beides wurde im Rahmen der Validierungsförderung des BMBF möglich. Mit der Unterstützung der Innovationsmentoren und durch entsprechende Veranstaltungen gelang es, vielfältiges Interesse bei möglichen Praxispartnern zu wecken und sogar konkrete neue Anwendungsbereiche der Radiowellen-Technologie über das Bauwesen hinaus zu identifizieren.

So gibt es Überlegungen, die Radiowellen auch für die Abluftreinigung in Industrieanlagen oder die Trocknung von Biogas und regenerativ erzeugtem Wasserstoff einzusetzen, oder - wie bereits im Feldeinsatz demonstriert - kontaminiertes Erdreich zu „entseuchen“.

Neben den im Projekt identifizierten Bereichen Bautrocknung, Dekontamination und Holzschutz konnten also auch Synergieeffekte im wissenschaftlichen und verfahrenstechnischen Bereich für neue Lösungsansätze im Energiebereich, im Recycling und in der Sensorik genutzt werden.

Aufbauend auf der Expertise und der Validierung der in Leipzig entwickelten Technologien und Verfahren konnte damit das große Potenzial der Radiowellen-Technologie als Sprunginnovation genutzt werden, um die wissenschaftliche Forschung in gesellschaftlichen Mehrwert umzusetzen. Dabei werden nicht nur wirtschaftliche Potenziale entwickelt, sondern auch Umweltaspekte berücksichtigt. Inzwischen haben sich die Projektpartner, weitere Forschungseinrichtungen und vor allem auch zahlreiche Unternehmen zum Forschungs- und Innovationsnetzwerk RWTec zusammengeschlossen.

Weitere Informationen zur Technologie und zu den unterschiedlichen Applikationen finden sich auf der Website der Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung - UFZ und in den Kurzfilmen der Mediathek von RWTec.

Weitere Informationen

Projektsteckbrief RWBau