Mein Leben, Dein Leben

Was hat mich geprägt? Nach welchen Werten lebe ich? Was plane ich für meine Zukunft? Der Austausch zwischen Generationen ist entscheidend für unsere Identität. Ein spezielles Begegnungsprogramm hilft dabei und kommt Alt und Jung gleichermaßen zugute.

Großvater und Enkelin
© Getty Images/Westend61

Identitätsentwicklung und Generativität gelten als zentrale Entwicklungsaufgaben des Jugend- bzw. höheren Erwachsenenalters. Im VIP+ Projekt Lebensgeschichten – gefördert durch das BMBF in den Jahren 2017-2020 - wurde ein Begegnungsprogramm zwischen Jung und Alt als wichtiges Verbindungsglied zwischen den Generationen validiert.  Das intergenerationelle Programm „Lebensgeschichten“ wurde in der Abteilung Entwicklungspsychologie der Universität Trier konzipiert. Es verfolgt das Ziel, junge Menschen in ihrer Identitätssuche zu unterstützen und gleichzeitig Seniorinnen und Senioren, die oft wenig Kontakt mit jungen Menschen haben, Möglichkeiten zu eröffnen, generativ zu wirken, d. h. Erfahrungen an nachfolgende Generationen weiterzugeben, und so Glück und Sinn im Alter zu erleben. Allgemein soll die Teilnahme am Begegnungsprogramm helfen, Altersstereotype abzubauen, also negative Sichtweisen auf „die Jungen“ bzw. „die Alten“. Das Programm sieht vor, dass sich junge und alte Menschen auf Grundlage ihrer Biographien über wesentliche Fragen des Lebens austauschen.

Austausch über existenzielle Lebensfragen

Im Förderzeitraum wurde das Begegnungsprogramm in Altenheimen der Region Trier in zwölf Gruppen von Jugendlichen und Altenheimbewohnerinnen- und bewohnern validiert. In den Begegnungsgruppen haben sich die Teilnehmenden über existenzielle Fragen des Lebens ausgetauscht – Fragen, die einen jeden Menschen unabhängig von seinem Alter betreffen: Wie gehe ich mit Erfolgen und Misserfolgen im Leben um oder auch was bedaure ich im Rückblick auf mein Leben? 

Validiert wurde sowohl das Programm selbst als auch Veränderungen, die durch das Programm angestoßen wurden.

Voneinander lernen

„Von alten Menschen kann man sehr viel lernen“, meinte eine jugendliche Teilnehmerin. Neben den Lernmöglichkeiten ist die erlebte gegenseitige Wertschätzung und Selbstreflektion ein weiteres wichtiges Ergebnis des Programms. Jugendlichen half die Programmteilnahme mehr über sich selbst zu erfahren und Klarheit darüber zu erlangen, wer man ist. Auch bei den teilnehmenden Seniorinnen und Senioren wirkte sich die Programmteilnahme positiv aus, weil sie dadurch in der Begegnung mit jungen Menschen wichtige Erfahrungen aus ihren Leben ansprechen und weitergeben konnten. Ganz generell verbesserte sich das „Bild im Kopf“, das Jugendliche von älteren Menschen und ältere Menschen von Jugendlichen hatten.

„Man sollte sich immer sein eigenes Bild von jemandem machen, keine Vorurteile haben“, fasste ein Jugendlicher zusammen. „Erinnern möchte ich mich daran, was für eine Geschichte hinter jedem Gesicht steckt und vor allem, dass jeder eine Geschichte hat und dass man ohne diese zu kennen, nicht urteilen sollte.“

Begegnungsprogramm an der Schnittstelle von Jugend- und Altenarbeit

Das neu konzipierte intergenerationelle Projekt „Geteilte Lebensgeschichten“ entkräftet damit zwei Kritikpunkte, die an intergenerationellen Programmen geäußert werden: dass sie unzureichend theoretisch fundiert und nur mangelhaft validiert seien. Bleibt zu hoffen, dass das Begegnungsprogramm an der Schnittstelle von Jugend- und Altenarbeit künftig häufig zum Einsatz kommen wird. Ein praxisnahes Handbuch, das unentgeltlich allen Interessierten aus Jugend-und Altenarbeit, aber auch in der Ausbildung von Pflegekräften oder in der Mehrgenerationenarbeit zur Verfügung gestellt wird (lebensgeschichten@uni-trier.de), soll dazu beitragen.

Weitere Informationen

Projektsteckbrief "Geteilte Lebensgeschichten"